Evangelikale planen Straßenpredigerkonferenz in München 

Vom 26. bis 29. September findet die mittlerweile 4. Straßenpredigerkonferenz evangelikaler Akteur*innen in München statt. Gastgeber ist der Verein Christliche Drogenarbeit in Kooperation mit der evangelikalen Gruppierung „Es steht geschrieben“. Ein Blick auf die Agenda offenbart, dass die Veranstalter*innen keine Scheu haben, homo- und transfeindliche Hetzer, Abtreibungsgegner, Shoa-Relativierern und Rassisten eine Bühne zu geben.

Über die vier Tage hinweg sind neben den obligatorischen Gebeten und Gesängen mehrere Vorträge und Workshops sowie „Einsätze in der Münchner Innenstadt“ geplant. Ursprünglich wollten die Evangelikalen auch beim Oktoberfest Präsenz zeigen, da dieses aber ausfällt, weichen sie nun wohl auf andere Orte aus. Zum Beispiel am 26. September um 18:30 Uhr in der Feilitzschstr., Höhe Hausnummer 13. 

Die Redner? Bekannte reaktionäre Akteure.  

Als Hauptredner sind Jörg Swoboda (Brandenburg), Michael Kotsch (NRW), Olaf Latzel (Bremen) und Alois Böck (München) angekündigt. Allesamt Redner, die in der Vergangenheit mit reaktionären, rechten, antisemitischen, antifeministischen, rassistischen und/ oder LGBTIQ*-feindlichen Aussagen aufgefallen sind.

  • Jörg Swoboda ist ein evangelikaler Liedermacher und Pastor aus Brandenburg. Beim Schweigemarsch radikaler Abtreibungsgegner*innen in Annaberg-Buchholz 2019 relativierte er in seinem Lied „Kindersterblichkeit“ die Shoa. Aus dem Liedtext: „Dass man die Schwachen töten darf, ist schon einmal bei uns passiert. (…) Heut werden Menschen wieder mal zum großen Sterben selektiert. Nur sind die Herrenmenschen, die das tun, jetzt grün und rot lackiert“ (1). 2017 wetterte er im Gespräch mit dem Pro Medien Magazin gegen Abtreibung und bezeichnete Gender Mainstreaming als „gigantisches Umerziehungsprogramm“ (2).
  • Alois Böck ist Vorsitzender des Münchner Vereins Soulsaver e. V. Bei den „Seelenrettern“ handelt es sich um rechte, evangelikale Akteur*innen, die regelmäßig antifeministische und rassistische Inhalte auf ihren Seiten teilen. Der große Teil der Blogbeiträge stammt von einem Autor namens „Ali“. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich dabei um Alois Böck selbst handelt.
  • Michael Kotsch ist der Vorsitzende des Deutschen Bibelbundes und Autor aus Nordrhein-Westfalen. Kotsch ist gegen das Verbot der so genannten „Konversionstherapie“, bei der mit pseudowissenschaftlichen Methoden homosexuelle Menschen heterosexuell gemacht werden sollen. Auf Basis der Annahme, dass Homosexualität eine Krankheit sei, werden Menschen „behandelt“ und erleiden in Folge dieser „Therapie“ oftmals seelischen Schaden (3).
  • Olaf Latzel ist evangelikaler Priester aus Bremen und wird im November wegen Volksverhetzung vor Gericht stehen. Der Grund: Latzel hetzte in einem Eheseminar gegen Homosexuelle und trans Menschen. In seinem Vortrag sagte er unter anderem: „Überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day.“ Darüber hinaus beklagte Latzel, dass „diese Homo-Lobby, dieses Teuflische“ immer stärker werde. „Gelebte Homosexualität“ sei „vor Gott ein Gräuel“ und „todeswürdig“. Die Anerkennung von Transsexualität zerstöre ferner „unsere gesamte Zivilisation und Kultur“ (4). Außerdem fordert Latzel, dass die Bibel verstärkt als Grundlage des Rechtswesens herangezogen werden solle (5).

Laut Impressum ist Alan Haufe („Es steht geschrieben“) aus Augsburg verantwortlich für die Konferenz, er wird auch auf der Einladung als Organisator genannt. Ansprechpartner vor Ort sind Alexander Frenck (Augsburg) und Uwe Radloff (München). Der Veranstaltungsort ist ein Rückgebäude in der Landwehrstraße 34, wo der Verein Christliche Drogenarbeit seinen Sitz hat.

Wir sagen: Fundamentalismus abtreiben!  

Achtet auf Ankündigungen und Updates, werdet selbst aktiv und lasst diese antifeministische Kackscheiße nicht unkommentiert!

Quellen und Verweise:

(1) Tweet von Tim Mönch

(2) Interview in Pro Medienmagazin (zuletzt abgerufen am 17.9.2020)

(3) YouTube Video (zuletzt abgerufen am 12.9.2020)

(4) Artikel auf queer.de (zuletzt abgerufen am 17.9.2020)

(5) Artikel auf der Webseite des Vereins BBKR (zuletzt abgerufen am 17.9.2020)