Piusbruderschaft

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. (meist Piusbruderschaft oder Piusbrüder genannt) ist ein rechtskonservativer Zusammenschluss von Priestern. Gegründet wurde die Vereinigung 1970 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Bei dem Konzil, einem Treffen von Bischöfen und hohen kirchlichen Würdenträgern, wurde beschlossen, die Zusammenarbeit der verschiedenen Konfessionen (Ökumene) voranzutreiben und religiöse Zeremonien und Riten (Liturgie) zu reformieren. Lefebvre und seine Piusbruderschaft lehnten dies als modernistisch ab, ihre Priester predigen bis heute in lateinischer Sprache und stehen mit dem Rücken zu den Gläubigen. Wegen der unerlaubten Ernennung neuer Bischöfe (Bischofsweihe) wurde die Vereinigung 1988 von der Kirche ausgeschlossen. Papst Benedikt nahm diese Exkommunikation 2009 wieder zurück. 

Nach eigenen Angaben betreiben die Piusbrüder acht Schulen in Deutschland und der Schweiz sowie 49 Priorate und Kapellen, 16 davon in Bayern. Auch in München verfügen die Piusbrüder über eine Kapelle im Stadtteil Sendling. Immer wieder tauchen Vertreter*innen der Vereinigung mit Infoständen in der Münchner Fußgängerzone auf. Dort werben sie für ihre Messen, verteilen Flyer und Schutzmedallions.

Lefebvre und andere teilweise hochrangige Angehörige der Piusbruderschaft tätigten immer wieder antisemitische Äußerungen, verbreiteten verschiedene Verschwörungstheorien und leugneten die Shoa (den Holocaust). Darüber hinaus lehnen die Piusbrüder Homosexualität und Gleichberechtigung von Frauen ab und mobilisieren öffentlich gegen das Recht auf Abtreibung. So organisieren sie in Freiburg jedes Jahr einen Gebetsmarsch gegen Abtreibung. 2019 fand der Marsch in Zusammenarbeit mit der „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA) statt. In München waren Angehörige der Piusbruderschaft Teil des so genannten „1000 Kreuze Marsches“ bei dem radikale Abtreibungsgegner*innen den durch Abtreibung „getöteten Kindern“ gedenken.