2018 – Frecher, lauter Gegenprotest stellt sich in München gegen christlich-fundamentalistische Abtreibungsgegner*innen

Unter dem Motto „Ihr könnt uns kreuzweise“ mobilisierten verschiedene Gruppen aus München vergangenen Samstag gegen den so genannten „1000 Kreuze Marsch“ radikaler Abtreibungsgegner*innen von Euro Pro Life e. V. und der Arbeitsgemeinschaft Lebensrecht München (ALM). Rund 200 Pro Choice Aktivist*innen standen gerade einmal 90 Kreuzträger*innen gegenüber. 

Hier kommt unser Nachbericht zum Tag: 

Es war wohl der kälteste und nasseste Tag seit langem in München und doch kamen zahllose Menschen zur Auftaktkundgebung am Max-Joseph-Platz und der anschließenden Pro Choice-Demonstration durch die Innenstadt (die eigentlich bis zum Europaplatz gehen sollte, dazu aber später mehr). 

Um 13 Uhr versammelten sich zahlreiche dick eingemummelte Menschen rund um das Denkmal am Max-Joseph-Platz, um unter anderem für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und die Abschaffung der §218 und §219a zu demonstrieren. Im Redebeitrag des Bündnisses wurden die im Aufruf gelisteten Forderungen wiederholt und den Fundamentalist*innen, die sich an der Frauenkirche ein paar Hundert Meter weiter versammeln wollten, deutlich die Meinung gegeigt. Auch die Gruppe ka-os fand klare Worte für das Treiben von Wolfgang Hering und Co.: reaktionäre, eklige und widerwärtige sich monatlich wiederholende Scheiße! Denn leider gibt es in München nicht nur einmal im Jahr den „1000 Kreuze Marsch“ – jeden Monat (meist am 25.) organisiert Herings Bagage einen Gebetsmarsch. Einen Rosenkranz lang beten und singen sie dabei vor pro familia und terrorisieren Menschen, die sich dort beraten lassen möchten. Eine Rednerin vom Bündnis 8. März zeigte, wie alt und doch aktuell die Thematik rund um das Thema Schwangerschaftsabbruch ist. Damals wie heute dient der §218 dazu, Personen, die schwanger werden können, zu unterdrücken. 

Groß-(un)artiger FLINT* Block

Kein Wunder also, dass es bei der anschließenden Demo laut und mit rotzigen Parolen die Maximilianstraße herunterging. Zahlreiche Passant*innen reagierten mit Schmunzeln auf Parolen wie „Masturbation statt Kommunion“ oder „Hausarbeit verweigern, Macker putzt das Klo! Für den Feminismus sowieso!“ Der großartige FLINT* Block war laut und entschlossen. 

Von der Maximilianstraße ging bis zum Isarufer, wo die Demo in die Widenmayerstraße einbog und bis zur Luitpoldbrücke weiterlief. Da war plötzlich kein Weiterkommen mehr… die Demoteilnehmer*innen hatten keine Lust mehr weiterzugehen und machten es sich auf der Brücke gemütlich, während aus den Boxen lautes Gelächter erklang. Was war passiert? Es handelte sich um eine Massenblockade. Denn der „Höhepunkt“ des Fundi-Marsches, die geplante „Rosenzeremonie“ (Rosen werden ins Wasser geworfen, wahllos Namen gerufen, eine Glocke geläutet), sollte auf eben dieser Luitpoldbrücke stattfinden. Darauf hatten die Pro Choice Aktivist*innen nun so gar keine Lust und blieben einfach stehen, die Versammlung wurde aufgelöst und die Brücke war besetzt. Die sich nähernden Fundis sangen zwar lautstark, was die Blockierer*innen nun aber nicht zum Gehen bewegen konnte. Ergo, das Grüppchen um Hering musste abbiegen und unverrichteter Dinge weiterziehen. Fast-Forward: Statt der groß angelegten Rosen-in-die-Isar-Aktion wurde am Ende des Marsches im hinterletzten Eck eine Alternative angeboten. Kurzerhand legte Hering ein Kreuz auf den Boden, darauf wurden die Rosen gelegt, Namen verlesen und die Glocke geläutet – danach wurden die Rosen wieder aufgeklaubt und alle gingen, den Gesichtsausdrücken nach zu schließen, recht mürrisch nach Hause. 

Ein voller Erfolg!

Einzig die Münchner Polizei fiel wieder einmal negativ auf. Vollkommen überbesetzt und daher scheinbar etwas übermotiviert rannte ein rüpelhafter USK-Trupp auf dem Radweg eine Fahrradfahrerin um, die dann noch mit den Worten „Mach das du wegkommst“ für ihr auf-dem-Radweg-fahren gemaßregelt wurde. Und dann erreichte die Organisator*innen noch die Info, dass eine Gruppe von rund 30 Geflüchteten, die extra für den Protest nach München gereist war, von der Münchner Polizei daran gehindert wurde, sich der Demo anzuschließen. Nach eigenen Angaben wurde die Gruppe von den Beamt*innen zu einer anderen Demo geschickt. Wie das passieren kann, haben wir auch noch nicht kapiert … 

Was bleibt: Viele tolle Menschen gingen trotz widrigsten Bedingungen für das Recht auf sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung auf die Straße, vernetzten sich und brachten ihre Forderungen lautstark auf die Straße. Das kleine graue Häuflein der Fundis war um ein vielfaches kleiner als in den vergangenen Jahren, hatte keinerlei politische Außenwirkung und wurde dank engagierter Feminist*innen blockiert und zudem kontinuierlich von Gegenprotest begleitet. 

Wir sind höchst motiviert! Und machen uns einfach direkt an die nächsten Projekte. Denn §218 kommt weg. Diesmal wirklich.