Ungewollt schwanger – Was tun?

Du bist ungeplant schwanger und stehst vor der Frage: Will ich schwanger bleiben und/oder ein Kind groß ziehen, oder nicht? Die schlechte und gleichzeitig gute Antwort darauf ist: Wir können dir auch keine Universallösung bieten – denn jede Situation ist unterschiedlich und braucht ihre individuellen Herangehensweisen und Lösungsansätze.

Obwohl die Entscheidung schwanger bleiben zu wollen oder nicht, am Ende immer bei dir liegt, sollte eine ungeplante Schwangerschaft nie nur dein Problem bzw. deine Verantwortung sein. Unserer Meinung nach braucht es einen solidarischen Umgang mit der Frage „Schwanger bleiben, oder nicht?“. Wir finden, dass das eine Entscheidung ist, mit der niemand alleine gelassen werden darf. Daher der Aufruf an alle: Lasst niemanden alleine! Unterstützt die Menschen in eurem Umfeld, die ungewollt schwanger sind. Gleichzeitig soll natürlich die Entscheidung(smacht) immer bei der schwangeren Person bleiben. Unterstützung und Begleitung ist keine Bevormundung.

Es ist dein Körper, dein Leben und deine Entscheidung und darum können und wollen wir da gar keine Ratschläge geben. Wir können nur fordern, dass Bedingungen so sind, dass du Entscheidungen informiert und gut begleitet treffen kannst. Denn Schwangerschaften zu durchleben und die oftmals damit einhergehenden körperlichen Beschwerden auszuhalten, sollte nicht einfach vorausgesetzt werden. Sich für die Erziehung eines oder mehrerer Kinder zu entscheiden, führt zu grundlegenden Veränderungen in deinem Leben. Ratschläge sind da oft gut gemeint, aber manchmal helfen sie dir auch nur zu wissen: was du nicht willst.

Gleichzeitig heißt entscheiden zu können, immer auch entscheiden zu müssen – und da das oft gar nicht so einfach ist, haben wir eine Checkliste mit Ideen und Möglichkeiten zusammengestellt, die dich vielleicht in deiner Situation unterstützen können.

Checkliste: „Ungewollt schwanger – Was tun?“

Ruhe bewahren – leichter gesagt als getan: wissen wir, aber ungeplant schwanger zu werden, kann schon mal passieren. Jetzt gilt es, dir den Raum und Rahmen zu schaffen, wo du in Ruhe eine für dich gute Entscheidung treffen kannst.

Hol dir Unterstützung – keine noch so schwierige und persönliche (Krisen)Situation musst du alleine durchstehen – überleg‘ dir, wer dir bei deiner Entscheidung zur Seite stehen kann und frag‘ Menschen in deinem Umfeld oder bei Beratungsstellen nach Hilfe.

Entscheide selbst, was du wem erzählen willst – du stehst vor der Frage: Schwanger bleiben – oder doch abtreiben und wenn ja wie? Wie du schwanger geworden bist, ist privat und musst du niemandem erzählen, wenn du das nicht willst. Zudem ist die Antwort eh in den meisten Fällen denkbar einfach: Man hatte Sex 😉

Stigmatisierung verstehen – wir leben in einer Gesellschaft, in der ungewollt schwanger zu werden leider bis heute stark stigmatisiert ist. Selbst wenn du eine sexpositive Person bist und eine klare PRO CHOICE Einstellung hast, kann es sein, dass dich die negativen Meinungen, Vorurteile und Diskriminierungen treffen und du dich fühlst, als hättest du versagt. Das Wissen um die gesellschaftliche Stigmatisierung kann dir helfen, deine Gefühle einzuordnen. [Und nur zur Info: fast die Hälfte aller Schwangerschaften sind ungeplant.]

Lass andere für dich recherchieren – bis heute landet man bei der Recherche zu Informationen rund um das Thema ungeplante Schwangerschaften auf den Seiten von AbtreibungsgegnerInnen. Lass andere für dich googeln, wenn du dich nicht deren Argumenten und Bildern aussetzen willst.

Informiere dich – es gibt sowohl bei der Entscheidung für, wie auch gegen eine Schwangerschaft, mögliche Unterstützungsangebote wie Kostenübernahmen, Begleitung, Unterstützung bei psychischen Problemen, Informationsangebote, usw. Wissen kann dir helfen, die für dich beste Entscheidung zu treffen.

Such‘ dir Begleitung – egal ob du dich für oder gegen eine Schwangerschaft entscheidest, es stehen viele Termine an. Wenn du dich damit wohler fühlst, such‘ dir Menschen, die dich zu Beratungsstellen und Untersuchungen begleiten.

Tu‘ dir was Gutes – nimm dir ne Auszeit von der Frage „was tun“? Entscheidungen im Leben sind anstrengend – überlege was dir gut tut, oder dir schon in anderen schwierigen Entscheidungssituation geholfen hat und gönn‘ dir zwischendurch auch mal ne Pause.

Informationsquellen

Es gibt in München und Umgebung professionelle Beratungsstellen, die dich in deiner Situation unterstützen können. Eine dieser Beratungsstellen in München ist bspw.: 

Pro Familia in München.

Du bist nicht in München und suchst Unterstützung? Pro Familia hat Büros in verschiedenen Städten in Bayern und Deutschland

Landesverband Bayern Liste der Pro Familia Beratungsstellen in Bayern.

Es gibt aber auch Online- und Telefonberatung, die du in Anspruch nehmen kannst: 

— ONLINE: abortion buddy: Eine Initiative auf Instagram von Menschen mit eigener Abtreibungserfahrung, die Infos und (virtuelle) Begleitung bei Abtreibungen anbietet.

— ONLINE: Hilfetelefon für Schwangere in verschiedenen Sprachen vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend​.

Oder Informationen auf Social Media Kanälen, beispielsweise unter: 

talk abortion: Ein Projekt, welches versucht der Stigmatisierung rund um Abtreibungen entgegenzuwirken.

mehr als du denkst: Dort findest du Zahlen und Fakten zu Abtreibungen.

Solltest du dich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, helfen dir vielleicht diese Eckdaten:

Wie ist die rechtliche Situation in Deutschland: 

Gesetzlich geregelt ist im §218a StGB, dass Schwangerschaftsabbrüche innerhalb der ersten 12 Wochen vorgenommen werden müssen. Zudem brauchst du einen Beratungsschein, der beispielsweise von Beratungsstellen wie pro familia ausgestellt wird und bescheinigt, dass du an einer sog. „Schwangerschaftskonfliktberatung“ teilgenommen hast. Zwischen der Beratung und dem Abbruch muss eine dreitägige Wartezeit liegen. Das heißt allerdings nicht, dass du nicht schon bei eine*r Ärzt*in anrufen und einen Termin ausmachen kannst, je nach Art sowie Methode des Abbruchs (medikamentös oder operativ) stehen auch noch eine Vorbesprechung mit den Ärzt*innen und Wartezeit bis zu einem freien OP Termin an.

Wie finde ich ein*e Ärzt*in, die Schwangerschaftsabbrüche durchführt?

Bei dem Verdacht auf eine Schwangerschaft, kannst du diese bei einer Gynäkologin deiner Wahl feststellen lassen. Wenn du dir nicht sicher bist, zu welcher Ärzt*in du in diesem Fall gehen möchtest, kannst du dich auch gleich bei pro familia oder ähnlichen Stellen beraten lassen. Diese können dir Ärzt*innen empfehlen. Auch die Namen von Ärzt*innen, die einen Schwangerschaftsabbruch durchführen bekommst du am einfachsten über die Beratungsstellen, die Listen für deine jeweilige Stadt vorliegen haben.

Muss ich bei der ersten Ärzt*in bleiben?

Wenn du dich unwohl fühlst, kannst du wie bei jeder anderen Behandlung auch die Arzt*in wechseln. Leider ist die aktuelle Situation so, dass es in manchen Regionen nur wenige Ärzt*innen gibt, die Abtreibungen durchführen und der Wechsel eine lange Fahrzeit mit sich bringen kann. Darum braucht es endlich flächendeckend gut ausgebildete Ärzt*innen die Abtreibungen durchführen.

Weitere Infos findest du auch in folgenden Links zu Broschüren: 

Broschüre vom Bündnis für körperliche Selbstbestimmung Frankfurt am Main (2019):​ „How to Abtreibung in Deutschland/Comic“​​​​​​​: Webseite zum Überblick
Direkt zum aktuellen PDF

Broschüre vom Bundesverband pro familia (2015): „Schwangerschaftsabbruch. Was Sie wissen müssen – Was Sie beachten sollten“ Webseite zum Überblick
Direkt zum PDF

Kurzinfo Schwangerschaftsabbruch vom Bundesverband pro familia (2015): Webseite zum Überblick über alle verfügbaren Sprachen
PDF in deutsch

Wir hoffen unser Text konnte dir ein bisschen weiterhelfen und zumindest erste Hilfe leisten und grundlegendes Wissen vermitteln. Wir wünschen dir super viel Kraft und solidarische Menschen um dich herum, damit du deine Entscheidung gut informiert und liebevoll begleitet treffen kannst. <3

**Wir haben hier nur eine Auswahl an Informationen und Unterstützungsmöglichkeiten aufgelistet, falls euch Organisationen, Beratungsstellen, Social Media Kanäle, oder Infomaterialien besonders weiter geholfen haben, schreibt uns gerne eure positiven Erfahrungen an asa_m@riseup.net.