P – R

P

PASSING/ PASSEN

(aus dem Englischen)
Unter trans Personen ein Begriff dafür, dass andere Menschen ihre Geschlechtsidentität, ohne dass diese speziell darauf hingewiesen werden müssen, richtig lesen. Ist kein (uneingeschränkt) positiver Begriff, denn Passen bedeutet in unserer Gesellschaft, als cis weibliche oder cis männliche Person gelesen zu werden, das Transsein muss also dabei unsichtbar sein. Um das zu erreichen, ist häufig eine starke Anpassung an aktuelle Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit (körperlich wie vom Verhalten und der Kleidung her) nötig. Dabei sind trans Menschen immer wieder vor die Frage stellt, welche Gender Expression sie individuell eigentlich wollen und was davon sie “nur” tun, damit möglichst viele Personen ihre Geschlechtsidentität automatisch richtig erkennen. (Übrigens eine Frage, die cis Personen genauso betrifft. Es ist ihnen nur seltener bewusst.) Wenn trans Menschen passen, erspart es ihnen zum einen den Stress, falsch gegendert zu werden, zum anderen können sie so auch Diskriminierungen aufgrund ihres Transseins entgehen. Damit nimmt das Passen eine Schutzfunktion ein, wird aber gerade deshalb auch kritisch gesehen, weil natürlich diejenigen, die Diskriminierung ausüben, in die Pflicht genommen werden müssten, ihr Verhalten zu ändern, als dass trans Personen sich unsichtbar machen. Dennoch ist Passing auch für viele trans Personen eine positive empowernde Erfahrung.

PATRIARCHAT

Das Patriarchat ist eine hierarchische Struktur von sozialen Beziehungen innerhalb der Gesellschaft, in der Männer mehr Einfluss haben und maßgebend Werte, Normen und Verhaltensmuster prägen, kontrollieren und repräsentieren. Das bedeutet klarerweise die Unterdrückung von allen nicht männlichen Geschlechtern wie zum Beispiel Frauen, inter, nonbinary und trans Personen, aber auch queere Menschen und generell alle, die nicht der vermeintlichen normalen Sexualität (Frau liebt Mann, Mann liebt Frau) entsprechen.

PERSONENSTANDSÄNDERUNG

Eine Änderung der beim Standesamt erfassten, persönlichen Daten wie bspw. Geschlecht.

PICK UP ARTIST 

„Pick-Up-Artists“, auch PUAs genannt, sind selbst ernannte Verführungskünstler, deren Ziel es ist, systematisch Frauen aufzureißen. In Onlineforen, Videos und Seminaren tauschen sich Mitglieder der Bewegung über Strategien und Methoden der „Frauenverführung“ aus. Mit ihrem Vorgehen würdigen sie Frauen herab, mit ihren Techniken versuchen sie auf ihre Psyche einzuwirken.

POC

„Person of Colour“ (Singular) bzw. „People of Colour“ (Plural) ist die selbstgewählte Bezeichnung von Personen, die nicht weiß sind und so in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft gewisse Erfahrungen teilen. Der Begriff ist im englischsprachigen Raum bereits weitergehend etabliert als im deutschsprachigen, wo er zur Zeit vor allem in emanzipatorisch politischen und akademischen Feldern verwendet wird.

POST ABORTION SYNDROM (PAS)

Das Post-Abortion-Syndrom (PAS) ist ein von der Anti-Choice-Szene erfundener Mythos. Demnach würden Personen, die abgetrieben haben, an einer Vielzahl gesundheitlicher Beschwerden (Brustkrebs, Depressionen, etc.) leiden. Das „Syndrom“ wurde von zahlreichen Wissenschaftler*innen widerlegt, wird von den AbtreibungsgegnerInnen aber weiterhin verwendet.

PRIVILEGIEN

Im Zusammenhang mit dem Diskriminierungsbegriff gesellschaftliche Strukturen, die der nicht diskriminierten, also der privilegierten Gruppe Vorteile verschaffen. Z. B. werden weiße Männer mit einem als deutsch gelesenen Namen eher einen Job oder eine Wohnung bekommen als eine schwarze Frau mit einem nicht als deutsch gelesenen Namen. Damit sind erstere privilegiert, letztere diskriminiert.

PRO LIFE 

„Pro Life“ ist die Geisteshaltung, dass das ungeborene Leben eines Kindes mehr zählt als der Wille der schwangeren Person. Somit sollte diese nicht das Recht haben, selbst zu entscheiden, ob sie ihr Kind austragen möchte oder nicht. Die körperliche Selbstbestimmung der (ungewollt) schwangeren Person muss zugunsten des ungeborenen Kindes aufgegeben werden. Zu finden als Selbstbezeichnung christlich-fundamentalistischer Abtreibungsgegner*innen.

PUNKS

Manche ‚Pick-Up-Artists‘ bezeichnen sich als die neuen „Punks“. Sie wollen sich so als besonders rebellisch darstellen, kämpfen aber lediglich dafür, ihren Sexismus und ihr Anspruchsdenken ungeniert ausleben zu können.


Q

QUEER 

Der Begriff „queer“ wird manchmal als Synonym für homosexuelle Personen verwendet. Bezeichnet aber auch Personen, die im Prozess sind, ihre sexuelle oder geschlechtliche Identität zu finden bzw. solche, die sich nicht in den Termini schwul, lesbisch, bisexuell, trans, inter, non-binary wiederfinden.

QUEERFEMINISMUS 

Feminismus, der von der gesellschaftlichen Konstruiertheit von Kategorien wie Gender als auch auch Sex (engl. etwa für „biologisches Geschlecht“) und Sexualität ausgeht. Ist LGBTIQ-inklusiv. Möchte die gängigen Vorstellungen von Geschlechtern (Sex wie Gender) und Sexualität insoweit überwinden, als dass jede*r eine Genderidentität und Sexualität finden soll, mit der er*sie sich wohlfühlt. Dafür arbeiten Queerfeminist*innen viel an einer Erweiterung der Sprache, um andere Identitäten und Sexualitäten überhaupt erst vorstellbar und benennbar zu machen.


R

RAPE CULTURE

Eine Gesellschaft, in der Gewalt gegen Frauen als normal und “sexy” dargestellt wird und diese somit akzeptiert wird. Es handelt sich dabei um verbale, emotionale und physische Gewalt gleichermaßen. Es wird der Eindruck vermittelt, dass dies die Norm sei und damit nicht veränderbar. (Emilie Buchwald)

REAKTIONÄR 

Unter „reaktionär“ verstehen wir eine Ideologie, die sich aktiv gegen emanzipatorisch revolutionäre Denk- und Handlungsweisen richtet. Dabei versuchen die ProtagonistInnen der Reaktion an den Werten, Normen und Institutionen der vorherrschenden Gesellschaftsordnung festzuhalten oder diese wieder herzustellen. Unter emanzipatorisch revolutionär verstehen wir eine radikale Umwälzung der bestehenden Verhältnisse hin zu einer Gesellschaft frei von Hierarchien, die auf der Achtung der individuellen Freiheiten und Grenzen in der Kollektivität basiert.

RED BZW. BLUE PILL

Die Red-Pill-Erzählung nimmt Bezug auf den Film „Matrix“. In dem Film werden dem Hauptdarsteller Neo zwei Pillen angeboten, eine blaue und eine rote. Durch Einnahme der blauen Pille kann Neo zurück in sein bisheriges Leben, als Sklave in einer Traumwelt, die eine Simulation ist. Durch Einnahme der roten Pille jedoch wird er die Wahrheit der Matrix erfahren. Er schluckt sie und der Film nimmt seinen Lauf. Aus dieser Erzählung hat sich eine maskulinistische Verschwörungserzählung entwickelt. Diese besagt, dass der weiße heterosexuelle und cisgeschlechtliche Mann inzwischen der große Verlierer unserer Zeit ist. Der übermächtige Feminismus, der wiederum eine Erfindung von Jüdinnen und Juden sei, unterdrücke Männer.

REDDIT

eine Website, auf der Benutzer*innen zu allen möglichen Themen Inhalte verbreiten und Diskussionen starten können. Andere Benutzer*innen könenn darauf eingehen und antworten. Auch bei rechten Gruppen sehr beliebt.

RELIGIOSITÄT

Unter Religiosität verstehen wir Glaubenshaltungen und deren Ausdrucksweisen. Dabei wird den Objekten des Glaubens eine Ursache- und Wirkungsfunktion zugeschrieben, die diese nicht haben, weil sie nicht existieren. Z.B. Beten gegen Abtreibung.

REPRODUKTION 

Reproduktion bedeutet, sich zu vermehren, also schwanger sein und Kinder gebären.

REPRODUKTIONSARBEIT

Reproduktive Tätigkeiten, sind diejenigen Tätigkeiten, die notwendig sind, damit die Arbeitskraft eines Menschen wiederhergestellt (reproduziert) wird, also damit eine Person am nächsten Tag in den Tag starten kann. Dazu gehören kochen, waschen, putzen, bügeln, aufräumen, den Alltag der eigenen Familie planen, etc. Im Kapitalismus werden diese Tätigkeiten meist unbezahlt von Frauen verrichtet und nicht einmal als Arbeit anerkannt.

REVERSE SEXISM

Als “Reverse Sexism” wird der Vorwurf bezeichnet, Männer würden z. B. durch Frauenparkplätze, durch Frauenhäuser oder FLINTA*-Räume diskriminiert. Jedoch gehört zu dem Begriff von Diskriminierung dazu, dass Menschen durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe strukturell benachteiligt werden, dass also eine ganze Gesellschaft so konzipiert ist, dass Menschen dieser Gruppe aufgrund der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe automatisch benachteiligt werden oder mehr Gewalt erfahren. Frauenparkplätze, Frauenhäuser und FLINTA*-Räume sind nun alles Reaktionen auf die Misogynie in unserer Gesellschaft, um der benachteiligten Gruppe, also FLINTA*-Personen, einen Schutz(-raum) zu schaffen. Misandrie gibt es aber in unserer Gesellschaft faktisch einfach nicht. Trotzdem können Männer aufgrund von Vorurteilen benachteiligt, beleidigt oder sexualisiert werden, kurz: mit Scheißverhalten konfrontiert sein. Sexismus und Diskriminierung ist es damit aber nicht. Ähnliches gilt übrigens auch beim Vorwurf, weiße würden von Schwarzen diskriminiert werden. Das nennt sich dann “Reverse Racism” und gibt es ebenso wenig.