2019 – Entschlossener und bunter Gegenprotest gegen reaktionäre Fundamentalist*innen

Inhaltshinweis: Polizeigewalt


Was für ein Wochenende! Wir für unseren Teil sind noch am Verarbeiten, möchten Euch aber schon einmal einen ersten Nachbericht zu den Geschehnissen der vergangenen Tage liefern. 

Zuallererst geht ein fettes DANKE raus an alle, die am Freitag und Samstag mit uns auf der Straße waren! Ihr habt den Fundis buchstäblich die Hölle heiß gemacht und ihnen mehr als deutlich gezeigt, was wir von ihren menschenverachtenden Positionen halten. Ihr wart und seid einfach großartig! 

Danke auch an die vielen vielen Menschen und Gruppen, die uns ihre Solidarität auf vielfältige Art und Weise gezeigt und unterstützt haben. Euer Support bedeutet uns sehr viel!

Queerfeministische Vorabenddemo – Glitzer, Musik und eine Diskokugel 

Mit mehreren Hundert Menschen – und einer Diskokugel – zogen wir am Freitagabend mit einer feministischen Demonstration durch die Münchner Innenstadt und eröffneten so mit lauter Musik, toller Stimmung und viel Glitzer das Aktionswochenende. 

Bild: Reflektierter Bengel

Wir haben gemeinsam ein starkes Zeichen für sexuelle Selbstbestimmung und reproduktive Rechte gesetzt und klare Kante gegen antifeministische Positionen gezeigt. Los ging es am Karl-Stützel-Platz durch die gut besuchte Innenstadt zum Gärtnerplatz, wo wir eine Ehrenrunde drehten und eine Zwischenkundgebung abhielten. Mit Flyern und Redebeiträgen informierten wir Passant*innen über unsere Anliegen.

Absolutes Highlight des Abends war die Soliaktion am Kafe Marat. Aber seht selbst….

Pyro und Rauch am Kafe Marat. Bild: Reflektierter Bengel

Der Aktionssamstag – Entschlossener Protest gegen rund 120 Fundamentalist*innen

Am Samstag, dem Tag des so genannten „1000 Kreuze Marsches“, folgten erneut mehrere hundert Aktivist*innen aus ganz Bayern und Österreich unserem Aufruf und demonstrierten gegen den Aufmarsch radikaler Abtreibungsgegner*innen. 

Die selbst ernannte „Lebensschutz“-Bewegung will in die Offensive. Ihr Hauptziel ist es Schwangerschaftsabbrüche zu verunmöglichen, was zur Folge hätte, dass noch mehr Menschen an den Folgen unsicherer Abbrüche sterben oder schwerwiegende Komplikationen erleben müssten. Denn Abtreibungen hat es immer gegeben und wird es immer geben. Würden die selbst ernannte „Lebensschützer*innen“ ihre Ziele erreichten, wäre das eine Katastrophe. 

Vom USK umstellte Sitzblockade in der Prinzregentenstraße. Bild: Reflektierter Bengel

Gegen diese menschenverachtende Ideologie haben wir mit unseren Protesten an diesem Wochenende ein deutliches Zeichen gesetzt. Der Aufzug der Abtreibungsgegner*innen wurde fortlaufend von lautstarkem Protest begleitet. In der Prinzregentenstraße wurde der Marsch durch ca. 30 Aktivist*innen mit einer Sitzblockade kurzzeitig aufgehalten. Die Blockade wurde von der Polizei zum Teil geräumt, die Fundis an der Blockade vorbei geführt. Auf der Luitpoldbrücke wurden die Teilnehmer*innen des „1000 Kreuze Marsches“ von Aktivist*innen gestört. Eine davon wollte die Rosenzeremonie etwas beschleunigen und die Rosen mitsamt Transportmittel in die Isar befördern. Leider gab es hier zwei Festnahmen, die beiden Genossinnen wurden noch am gleichen Tag wieder freigelassen. 

Festnahme einer Aktivistin auf der Luitpoldbrücke. Bild: Reflektierter Bengel

Die Münchner Polizei – planlos und menschenverachtend

Überschattet wurden die Proteste von zahlreichen Fällen teils massiver Polizeigewalt. Der gesamte Polizeieinsatz wirkte von Beginn an unkoordiniert und planlos. Immer wieder rannten Cops kopflos durch die Gegend und Menschen über den Haufen. Die komplette Planlosigkeit der Einsatzleitung führte wohl dazu, dass die durchaus zahlreich eingesetzten Beamt*innen von Bereitschaftspolizei und Unterstützungskommando (USK), kritische Situationen nur noch mit peinlichen Brunftschreien, körperlicher Gewalt oder dem Schlagstock lösen konnten. Wir haben zahlreiche Übergriffe gegen Aktivist*innen und Pressevertreter*innen beobachtet, es gab mehrere leicht Verletzte. 

Polizei mit Schlagstockeinsatz gegen NIKA-Kundgebung. Bild: Reflektierter Bengel

Die menschenverachtende Aussage eines Beamten, er würde gerne mit dem Flammenwerfer gegen Feminist*innen vorgehen, reiht sich nahtlos ein in die Geschehnisse des gestrigen Tages. Wir werden das gemeinsam nacharbeiten und gegebenenfalls auch rechtliche Schritte gegen die Einsatzleitung sowie einzelne Beamt*innen einleiten. 

Quelle: Robert Andreasch

Wenn Ihr Polizeigewalt erfahren habt und darüber sprechen wollt, dann meldet Euch bei Out of Action (München) und/oder kommt am kommenden Mittwoch (15.5.) ab 18 Uhr in den Infoladen im Kafe Marat. Wir möchten dort einen Raum schaffen, in dem wir über das Erlebte am Wochenende sprechen, uns austauschen oder einfach nur zuhören können.

Wenn Ihr im Zuge der Proteste Post von den Repressionsbehörden bekommen solltet, meldet Euch bei Eurer lokalen Antirepressionsstruktur (z. B. Rote Hilfe e.V. Ortsgruppe München). 

Was bleibt?! 

Was aber vor allem hängen bleibt, ist unsere Freude darüber, dass an diesem Wochenende so viele Menschen gemeinsam mit uns auf die Straße gegangen sind. Denn gerade in Zeiten, in denen sich das politische und gesellschaftliche Koordinatensystem nach rechts verschiebt, wo rechte Parteien Stimmung gegen den Feminismus machen und radikale Abtreibungsgegner*innen uns das Recht auf Selbstbestimmung absprechen möchten, haben wir ein deutliches Zeichen gegen den reaktionären Backlash gesetzt. 

Weitere Informationen und Links: