40 Tage für das Leben

„Der größte Völkermord in der Geschichte ist der, der nie in die Geschichtsbücher eingehen wird.“ (Bild auf dem Instagram-Kanal von „40 days for life“ aus dem Jahr 2019)

 

Die fundamental christliche Organisation „40 days for life“ stellt eine große Zahl an TeilnehmerInnen beim „Marsch fürs Leben“ in München 2023. Credits: Lina Dahm

„40 days for life“ ist eine christlich-fundamentalistische Anti-Choice-Gruppierung, die 2004 in den USA entstand und von dort aus international expandierte. In Deutschland veranstaltete die Gruppierung im Frühjahr 2016 ihre erste Kundgebung in München, kurz darauf folgten weitere Versammlungen in Frankfurt am Main, Pforzheim, Passau und Stuttgart. Immer im Frühjahr und Herbst stehen die AbtreibungsgegnerInnen mit ihren Schildern und Bannern vor Kliniken oder Beratungsstellen und beten – 40 Tage lang, teilweise den ganzen Tag. In München ist die Stapf-Klinik das Ziel der radikalen AbtreibungsgegnerInnen. Silja Fichtner fungierte bzw. fungiert hier als Ansprechpartnerin und trat in der Vergangenheit schon als Pressesprecherin der Initiative auf.

Gehsteigbelästiger von „40 days for life“ in Aktion. Credits : Lina Dahm

„40 days for life“ agiert und expandiert aggressiv. Immer wieder vergleichen sie Schwangerschaftsabbrüche in den sozialen Netzwerken mit der Shoah oder der Sklaverei und obwohl ungewollt Schwangere ihre teils massive Präsenz vor Kliniken belastet, bezeichnen sie sich dreist als Verfechter*innen von Frauenrechten. Die Führungsriege des Vereins, zu der auch der Frankfurter Multiaktivist Tomislav Čunović zählt, sorgt immer wieder für die Vernetzung der einzelnen Städte untereinander und schult „seine“ AbtreibungsgegnerInnen. Eines dieser Treffen, ein sog. „Leader Symposium“, fand im Juni 2022 im Sindelfinger Marriot Hotel statt. Čunović, Gabriele Kuby, Wolfgang Hering und weitere radikale AbtreibungsgegnerInnen kamen dort zusammen, um u.a. für jene Richter*innen am US-amerikanischen Supreme Court zu beten, die kurz darauf das Grundsatzurteil Roe v. Wade kippten. Unter den Anwesenden war auch Präsident & CEO von „40 days for life“ Shawn Carney und das Vorstandsmitglied Matt Britton, der 2023 beim „Marsch fürs Leben“ in München gegen „antifa, anarchists and satan“ wetterte. Seine Aussagen beim Marsch legen zudem nahe, dass Gott aus seiner Sicht die höchste Instanz sein sollte. Nicht etwa gewählte Parlamente oder eine unabhängige Justiz. Gottesstaatliche Paralellwelten.