‚Pick-Up-Artists‘ auf’s Maul! Ein paar einleitende Worte zum Thema

Die Resonanz war riesig als wir uns 2019 das erste Mal mit ‚Pick-Up-Artists‘ (‚PUAs‘) auseinandersetzten. Seit damals hat uns das Thema nicht mehr so richtig losgelassen und blieb – auch dank Hinweisen aus unserem Netzwerk – stets aktuell. Mit einer mehrteiligen Artikelserie versuchen wir nun das Phänomen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, benennen einige Akteure und wollen einen Beitrag dazu leisten, wie Strategien gegen diese sexistische, übergriffige Szene aussehen könnten.

Pick Up ist das eine Süßigkeit?

Leider nein. Bei ‚Pick-up-Artists‘ handelt es sich um eine Community von Männern, die darauf abzielen, systematisch Frauen aufzureißen. In Onlineforen, Videos, Chatgruppen oder auch Seminaren tauschen sich Mitglieder der Bewegung über Strategien und Methoden der ‚Frauenverführung‘ aus. Dabei versuchen sie mit erlernten Techniken auf die Psyche der Frau einzuwirken. Diese Methoden nutzen bewusst gesellschaftlich tief verankerte patriarchale Hierarchieverhältnisse, um weiblich gelesene Personen zu dominieren und sie gegen ihren Willen gefügig zu machen. Die Feministin und Autorin Veronika Kracher bringt es auf den Punkt, wenn sie in der Graswurzel Revolution schreibt:

„Hinter dem schöngeistigen Begriff des ‚Verführungskünstlers‘ oder, im englischen ‚Pick-Up Artist‘, steckt nichts anderes als die widerwärtige und frauenfeindliche Ideologie, dass Frauen nichts anderes seien als Sexobjekte, die einem Untertan gemacht werden müssen.“

Was Euch erwartet 

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wollen wir verschiedene Aspekte aufgreifen. Wir widmen uns einigen Akteuren, wobei der Fokus auf München liegen soll. Wir schauen uns darüber hinaus die Ideologie und das Frauenbild der ‚PUAs‘ an und gehen auf den Aspekt Männlichkeit ein. Ein Beitrag beleuchtet, wie ‚Pick-Up‘ zur Gelddruckmaschine geworden ist, weitere Artikel gehen auf die Sprache sowie die Methoden, Taktiken und Strategien der ‚Pick-Up‘-Arschis ein. Mit einem Beitrag zu Gegenstrategien wollen wir eine Diskussion darüber anregen, wie konsensuales Flirten sowie respektvolles und lustvolles Miteinander aussehen könnte. Im Glossar erläutern wir viele Begriffe und unten in diesem Beitrag findet Ihr unsere Quellen und weiterführende Literaturtipps.

Wie wir gendern

Die deutsche Sprache reproduziert leider patriarchale Strukturen und heteronormative Zweigeschlechtlichkeit. Darum gendern wir mit dem Gendersternchen, denn wir wollen geschlechtliche Vielfalt abbilden und sichtbar machen. Wir schreiben von Frauen und Männern, im Wissen, dass Zweigeschlechtlichkeit zwar sozial konstruiert ist, dennoch aber konkrete Auswirkungen auf die Lebensrealität von Menschen und unsere Gesellschaft hat. Wer sich in die bestehenden Strukturen und Normen einfügt profitiert, jene, die es nicht tun werden benachteiligt. Dieses Ungleichgewicht muss benannt und die Ideologie der ‚Pick-Up-Artists‘, welche auf biologistischen Narrativen beruht, sichtbar gemacht werden. Auch darum schreiben wir in diesem Zine von Frauen. Wir verwenden bewusst kein Sternchen hinter „Frau“, da für uns alle, die sich mit der Kategorie Frau identifizieren, Frauen sind. Die zum Teil verwendete Bezeichnung „weiblich gelesene Person“ verweist darauf, dass Personen auch ungewollt in die binären Geschlechterkategorien eingeordnet werden, obwohl das nicht ihrer Selbstbezeichnung entspricht. Bei allem, was mit ‚PUAs‘ zu tun hat, verwenden wir die männliche Form. Denn auch wenn es in der Szene Frauen gibt, dienen diese in erster Linie als Projektionsfläche. Bestimmt ist dies alles nicht der Wahrheit letzter Schluss, einige Aspekte hätten sprachlich sicherlich besser gelöst werden können und Sprache entwickelt sich stets weiter. Wir freuen uns entsprechend über Feedback und geben noch den Hinweis, dass diese Artikelserie Mitte 2021 entstanden ist.

Unser Dank geht an die Antifaschistische Initiative Löbtau für ihre Hinweise und Informationen sowie an Eli für die großartigen Illustrationen. <3


Quellen und Literaturtipps