Erinnern heißt sich verbünden!

Wir durften bei der Demonstration anlässlich des Jahrestages des rechten Anschlages auf das OEZ einen Redebeitrag beisteuern. Diesen dokumentieren wir hier: 

Am heutigen Tag erinnern wir an Armela, Can, Dijamant, Guiliano, Hüseyin, Roberto, Sabine, Selçuk und Sevda. 

Wir möchten zunächst unser Mitgefühl mit den Angehörigen und Überlebenden des Anschlags vom 22. Juli 2016 ausdrücken denn: Erinnern heißt sich zu verbünden! Davon sind auch wir überzeugt und diese Verbundenheit wollen wir mit unserem Redebeitrag heute ausdrücken.

Rechte Terroranschläge sowie ihre Verharmlosung und Entpolitisierung sind seit mehr als 40 Jahren Teil der Münchner Stadtgeschichte. Wir sind heute hier, um an die Opfer dieser Gewalt zu erinnern und dieser furchtbaren und gewaltvollen Kontinuität unsere Solidarität entgegenzustellen. Als Antifaschist*innen ist Erinnerungsarbeit Teil unserer politischen Arbeit. Als Feminist*innen ist es uns ein besonderes Anliegen auf die Geschlechterkomponente bei rechten Anschlägen hinzuweisen. Darum haben wir uns vor einigen Jahren zur Aufgabe gemacht, den Anschlag auf den Club „Liverpool“ aus dem Jahr 1984 aufzuarbeiten. Bei dem Brandanschlag kam Corinna Tartarotti, eine 20-jährige Angestellte des Clubs ums Leben. Obwohl es eine Tote, viele verletzte und traumatisierte Menschen gegeben hat, geriet der Anschlag in Vergessenheit. Mit Recherchen, Öffentlichkeitsarbeit und Gedenkkundgebungen zum Jahrestag am 7. Januar haben wir erreichen können, dass sich die Stadt ihrer Verantwortung bewusst geworden ist. Die offizielle Gedenkfeier konnten wir dieses Jahr in ihre Hände übergeben.

Gleichzeitig sind wir uns darüber im Klaren, dass sich a den strukturellen Gegebenheiten aus denen rechter Terrorismus entstehen kann, über all die Jahre nicht viel verändert hat. Im Gegenteil …

Die Brutalität und Gewalt, mit der extrem rechte Täter*innen gegen ihre Opfer vorgehen, sorgt zwar in der Öffentlichkeit für Erschrecken und stößt zumeist auf Ablehnung. Die öffentliche Distanzierung von dieser Gewalt verkommt jedoch zur Phrase, wenn es gleichzeitig keinerlei Bestrebungen gibt, anzuerkennen, dass diese Gewalt nicht nur an vermeintlichen Rändern unserer Gesellschaft auftaucht, sondern, dass sie häufig aus dieser imaginierten, vermeintlich guten Mitte stammt und dass es sich bei dieser Gewalt um eine Alltagserfahrung für marginalisierte Gruppen handelt.

Das zeigt uns, dass es unsere Aufgabe als Feminist*innen und Antifaschist*innen bleibt, aufmerksam zu sein, kritisch zu fragen und den extra Schritt zu gehen, wenn es notwendig ist. Dass es dafür solidarische Bündnisse gibt, zeigt uns Euer Kommen heute, lasst uns daran anknüpfen.